Samstag, 7. Oktober 2017

Bender & Schillinger - "Dear Balance"

Foto: Regine Ullrich
(ms) Es stellt sich schnell diese eine Frage: Sind die beiden ein Paar? Wenn ja: Wie ist es wohl, wenn man sowieso extrem viel Zeit miteinander verbringt, wohl möglich zusammen lebt, den Abwasch organisieren muss, daran denken, neues Klopapier zu kaufen, die Schwiegereltern nett zu finden und ab und an auf deren Hund aufpassen muss? Wie fest muss also das Band zwischen zwei Menschen sein, um das auszuhalten, sogar Spaß daran zu haben und Energie zu finden, zusammen Musik zu machen. Das ist ja ohnehin ein Vorgang, der dafür programmiert ist, sich in die Haare zu kriegen, der Streit um die richtige Melodie, den passenden Rhythmus ist vorprogrammiert oder die Frage: "Wie meinst du denn jetzt diese Zeile, die du geschrieben hast?! Ist das eher so allgemein oder meinst du etwa mich?!" Da wird also ein großes Kapitel aufgemacht.
Jedoch anders herum genauso: Ist man nicht zusammen und macht zusammen Musik und befindet sich gleichzeitig in einer Beziehung: Wie ist es dann?! Da muss zweifelsohne sehr viel Vertrauen im Spiel sein. Doch vielleicht ist das hier auch alles nur Mutmaßung, vielleicht sind sie gar nicht hetero, vielleicht sind es einfach Sandkastenfreude und diese Art zusammen zu arbeiten das Selbstverständlichste der Welt?!
Also: Unbedarft sein.
Und genauso unbedarft sollte man an das wundervolle Album Dear Balance von Bender & Schillinger gehen. Doch es sei jedem Hörer versprochen, dass man es sehr schnell sehr gut finden wird. Acht Lieder und nicht mal eine halbe Stunde Zeit hat jeder, um sich darin zu verlieben, alle anderen sind Banausen. Ja, manchmal ist es so einfach. Linda Bender und Chris Schillinger haben sich Zeit genommen für ihr drittes Album und das ist in vielen Takten zu spüren. Zu zweit haben sie alle Instrumente eingespielt, was auch live zu bestaunen ist, ja man kommt aus dem Sog kaum heraus, wenn sie erst einmal loslegen.
Der Opener Mountains and Valleys gibt zügig vor, wie fein und austariert die Musik ist, die Linda und Chris schaffen. Sanfte Gitarren, angenehme Percussion und der schöne Wechsel von Solo- und Duettgesang. Es sind die Grundmanifestationen, die man mittlerweile bei Angus & Julia Stone vermisst. Transition zeigt, dass sie auch zügig können, ein Song, zu dem man sich augenschließend im Traum bewegen möchte; ohne Kitsch, ohne rosa Brille, denn zum Schluss geht es richtig ab. Harbour ist übrigens genau der Song, den man aktuell im Radio vermisst (das ist keine Übertreibung!): große Klasse, da sind jegliche Umschreibungen zu wenig, um den Klang einzufangen. Lovelession experimentiert auch mit dem Sound: Synthieklänge, die Gitarre als Rhythmusinstrument, Chorgesang im Hintergrund, zwischenzeitlich können auch die Füße nicht still stehen.
Ja, dieses feine, kleine Album ist sehr groß. Da stecke Liebe zum Detail drin und viel musikalisches Know-How. Bald sind Chris und Linda wieder auf Tour und aus eigener Erfahrung können wir behaupten: Der Besuch ist ein Fest zum Schmusen, Tanzen, Schwelgen.

28.10.17 – Koblenz, Café Hahn
01.12.17 – Neustadt an der Weinstraße, Villa Böhm
07.12.17 – Wiesbaden, Kesselhaus
08.12.17 – Worms, Lincoln Theater
15.12.17 – Köln, Junge Club
16.12.17 – Karlsruhe, Kohi



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (siehe Blog-Startseite unten) und in der Datenschutzerklärung von Google.