Montag, 10. Juli 2017

Sei ein FABER im Wind

Quelle: http://www.fabersingt.com
Copyright: Stefan Braunbarth
(sf) PR-Agenturen und Labels haben es nicht immer leicht. Zu jedem Release muss es einen PR-Text geben, der den Medien das neue Werk des Künstlers schmackhaft machen soll. Oft ist das bestimmt alles andere als leicht, wenn die Musik einfach nicht sonderlich gut ist, gelegentlich stockt aber auch die PR-Maschinerie und spuckt inhaltlose Phrasen, platte Attitüden und ziemlichen Schwachsinn aus. Anders bei FABER: hier stimmt nicht nur das Produkt (dazu gleich mehr), sondern auch die Bewerbung seitens Vertigo. Ein Traum zum Hören und Lesen!

Auf seinem Debütalbum „Sei ein Faber im Wind“ verwandelt der Zürcher Songschreiber FABER vermeintlich Profanes in Wahrhaftigkeit. FABER ist keiner, der über das Leben singen würde, ohne überhaupt gelebt zu haben. Wie erfrischend doch ein Album ist, das mit folgenden Worten beginnt: „Es ist so schön, dass es mich gibt“, also Musik, die sagt: Erzähl mir doch nix! Infantile Poesiealbum-Weisheiten, Kalenderblattphilosophie, die Geschwätzigkeit der sozialen Netzwerke – alles Humbug! „Bleib Dir nicht treu“, „Sei niemals Du selbst“ und vor allem „Halt Dich an keiner Regel fest“. Insofern ist es sehr gut, dass es dieses Album nun gibt: „Sei ein Faber im Wind“ enthält alle zitierten Zeilen und noch viel mehr. und ja, es ist schön, dass es FABER gibt, denn so etwas hat man lange nicht gehört und ich habe mich schon gefragt. ob ich das nächste große deutschsprachige Songwriter-Ding noch erleben darf. Die Antwort ist "ja": dies ein Affront gegen die Verbrämung von Sprache in schmutzigen Zeiten und von A bis Z fantastisch.

FABER singt „ficken“ und „blasen“, er nennt einen Song „Brüstebeinearschgesicht“ und lässt die Protagonistin „im Stehen pissen“. Ganz klar: FABER ist keiner für Leute, die bei Faber an Sekt denken und Max Frisch nie gelesen haben.
 
Doch der Reihe nach. Schon immer hatte FABER eine ganz genaue Vorstellung, was er mit seinem Leben anfangen wollte. Der 23-jährige Musiker ist italienischer Abstammung, wuchs aber in Zürich auf. Bereits der Vater machte Musik, aber die in der Schweiz weit verbreitete musikalische Früherziehung interessierte den jungen FABER nicht. Er wollte lieber gleich was Richtiges machen. Ungefähr mit 15 begann er eigene Songs zu schreiben. Die erste EP finanzierte er noch mit Crowdfunding, ein Jahr später folgte bereits eine zweite und dann ging immer schneller. Für das erste Album begibt er sich schließlich mit Tim Tautorat in die legendären Berliner Hansa Studios, wo der Produzent ein Studio unterhält. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit – „Sei ein Faber im Wind“ – bringt nun erstmals alles auf den Punkt, worum es in dieser Musik geht, und das ist eine ganze Menge.
Quelle: http://www.fabersingt.com

FABER ist mit sizilianischen Volksliedern aufgewachsen, er liebt Trubai, die coolen Chanson-Franzosen, Polka, aber auch Folk und Nuancen aus den alten amerikanischen Stilen. Man denkt an Francesco Paolo Frontini, Jacques Brel, Georges Moustaki oder an Fabrizio de André, dessen Spitzname ebenfalls „Faber“ war. Das Verdienst des Fabers, um den es hier geht, ist nun, dass er all diesen Einflüssen die distinguierte Rotweinseligkeit austreibt und sie auf die Straße zerrt, wo sie herkommen und hingehören.

Auf „Sei ein Faber im Wind“ geht es immer um absolut alles und irgendwie auch um nichts, weil manchmal ja alles so herrlich egal sein kann. Man fühlt sich erinnert an österreichische Szenegrößen wie Nino aus Wien, doch der Schweizer geht noch einen Schritt weiter. Wir hören Posaunen und Gitarren und Geigen und ein Klavier und vor allem hören wir diese Stimme. FABER singt seine Lieder mit einem gewaltigen Furor und maximaler Hingabe. In „Nichts“ singt er über Nostalgie und Besserwisserei als einzig verbliebende Währungen des neidzerfressenden Biedermanns. „Es könnte schöner sein“ beschreibt wiederum die Spießigkeit der Neo-Biedermeier-Millenials: „Du rebellierst, du bist dagegen - immer wenn’s zur Stimmung passt“.

FABER lässt jenen scharfen Blick mit lakonischer Lässigkeit in seine Texte einfließen, aus dem Wahrhaftigkeit entsteht. Er ist gerade einmal 23, klingt und schreibt aber wie ein 50-Jähriger - und die jungen Alten sind natürlich die besten Alten, die wir haben. Anders ausgedrückt (und ich wiederhole mich hier gerne): FABER ist keiner, der über das Leben singen würde, ohne überhaupt gelebt zu haben. Das macht seine Musik so wertvoll. Also sei ein Einhorn und nicht du selbst. Und wenn du kein Einhorn sein kannst, sei ein „Faber im Wind“.

Und wenn Du dieses Jahr nur fünf Alben kaufst, dann stelle sicher, dass dies eins davon ist, denn dieses Werk ist grandios, hat was zu erzählen, ist textlich und melodisch in der Champions League anzusiedeln und Du kannst irgendwann behaupten: Ich verfolge den großen FABER schon seit seinem Debüt. Also geh raus, besuche den Plattendealer Deines Vertrauens und kauf das Ding – Du wirst es nicht bereuen!

Bitte verpasst FABER auch live nicht; die Termine findet Ihr u.a. auf seiner Homepage und zwar genau hier!







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