Dienstag, 28. Februar 2017

Candelilla - "Camping"

Die eigenwilligen Münchner Candelilla. Foro: Matthias Kerstel
(ms) Das Münchner Frauen-Quartett Candelilla (esp. Kleine Kerze) veröffentlicht am Freitag über Trocadero in Kooperation mit ZickZack ihr drittes Album. Es lautet "Camping"; ein uns wohl vertrautes Wort, das im Zusammenhang mit den 10 neuen, temporeichen Stücken wenig aufschlussreich ist. Was Mira, Lina, Rita und Sandra damit meinen, bleibt im absolut Nebulösen. Wie so vieles bei der Platte, die nicht mal eine halbe Stunde dauert. Man kann sich noch gut erinnern, wie groß die Diskussion zu der Länge von "Boombox" der Beatsteaks war. Deren Album war ähnlich kurz. Doch war die Euphorie bei den Berliner Punkrockern höher!
Bei Candelilla kann man nur froh sein, wenn diese halbe Stunde endlich vorbei ist. Bei aller Liebe zur Musik, wissen die Damen wie man den Hörer auf die Folter spannt, dass die Tracks skippen und das Album ein Ende findet.
Klingt zu hart? Das kann auch argumentativ untermauert werden.
Beim Hören der Single "Intimität" kam dem Rezensenten zuerst das Wort "Diskurspop" in den Kopf. Nachdem das noch schnell nachgeschlagen wurde und Tocotronic zugeschrieben wird, wurde klar, welch irre Idee das war. Denn mit dem Songwriting und Klang von Lowtzow und Co. hat Candelilla nichts gemein.
Dabei startet das Album mit einem angenehmen instrumentalen Stück; es ist noch kein Vorbote auf das, was folgt.
Song Nummer zwei, "Hand", wird von der Spex gelobt, ich weiß nicht wofür. Es wird geschrien, der Klang ist disharmonisch, aufdringlich, auffordernd und hat nichts Schönes bei all den Wortfetzen. Soll das musikalisch intellektuell sein? Ist das jetzt hippe Indie-Musik? Naja... Doch so funktioniert das Album: sperrige Texte, noch sperrigere Musik, für ein Lied - "Transformer" - wird sogar ins Englische gewechselt. Meines Erachtens gibt es nur wenige Bands, denen der sorglose Sprachwechsel auf einer Platte gelingt. Candellila nicht.
Schnell mag der geneigte Indie-Noise-Rock-Fan sagen, dass das doch total originell ist, wie "Die Nerven". Nein. Absolut nicht. Letztere tragen ihre Wirkung auf den Hörer wenigstens im Namen.
Was sollen die Parolen in all den Liedern?! Würden sie aus Berlin oder Leipzig kommen - okay!
Erstaunlicher Weise hat Tobias Levin dieses Album produziert. Der war für große Lieder für Kante, Tocotronic, Slut, Nils Koppruch oder Gisbert zu Knyphausen zuständig. Von dieser Handschrift des Schönen und Harmonischen ist auf "Camping" nichts da.
Man kann es sich kaufen, um sich aufzuregen. Doch ist das der Sinn von Gitarrenpopmusik?



Hier spielen die vier demnächst live:

01.03. - München - Favorit Bar
16.03. - Linz - STWST
17.03. - Wolfsberg - Container
18.03. - Wien - Venster99
15.04. - München - Milla
16.04. - Kusel - Willkommen im Dschungel Festival
18.04. - Oberhausen - Druckluft
19.04. - Dresden - Ostpol
20.04. - Leipzig - Spnkelue
21.04. - Berlin - Berghain Kantine
22.04. - Hamburg - Golem
24.04. - Erfurt - Frau Korte
25.04. - Frankfurt - Klapperfeld Ex-Gefängnis
26.04. - Nürnberg - MUZ
27.04. - Karlsruhe - Kohi
28.04. - Saarbrücken - Theaterschiff Maria Helena
29.04. - Schorndorf - Manufaktur

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