Donnerstag, 24. November 2016

Blumentopf Diaries. Retrospektiv ans Ziel.


Der Vorhang fällt und alle Fragen bleiben offen.

In letzter Zeit habe ich einige persönliche Anekdoten, aber auch popkulturelle Annäherungen zum Phänomen Blumentopf gelesen. Es wurde alles über den TOPF geschrieben, außer meine Geschichte zur Band.

Ich weiß´noch genau wie das alles begann...


Hip Hop begann für mich um die Jahrtausendwende mit 13 Jahren in der oberbayrischen Provinz, 40 Kilometer nördlich von München. Gerade den Backstreet Boys entwachsen, kaufte ich mir 2001 meinen erste deutsche Hip Hop LP: Eins A. 
Warum? Primär aus niederen Beweggründen: Die coolen Jungs sprachen alle vom TOPF und als die Pickel wie Pilze aus meinem Gesicht sprossen, wollte ich unbedingt dazugehören. Ich weiß noch als ich die LP im elterlichen Wohnzimmer auspackte, in die alte Panasonic Anlage schob und mich auf das abgewetzte Ende der Couch setzte. Und erstmal nix damit anfangen konnte. Irgendwann, anfänglich wohl nur um cool zu sein, fing ich an großen Gefallen daran zu entwickeln. Ich glaube, in dem Schuljahr war Eins A fast jeden Tag Stammgast in meinem shockwave discman auf dem Weg zur Schule. Keine Ahnung ob ich deshalb eine Ehrenrunde drehen musste.
#Honigmelonen #Lehrerin
In meinem Kopf war ich der Brian Epstein vom TOPF. Das sechstt Bandmitglied. Zu dieser Zeit fing ich mit dem Freestylen an, mehr als ein paar Battles auf Dorfparties im Rausch mit  gleichaltrigen Nasen gab´s  jedoch nicht. Das Interesse des Freundeskreises am Freestylen war leider so überschaubar wie die Aussicht auf Besserung meiner Reimskills, weswegen das Thema rasch ad acta gelegt wurde. Es war allerdings auch die Zeit, in welcher ich mit dem Schreiben von Texten begann. Ich übte mich, so empfand ich zumindest, in humorvoller, subtiler Betrachtungsweise mit grandios einfallslosem Reimschema alá:

                                Komm und geh kauf mir ein Balisto
                                Ich stecke hier fest wie Monte Christo

Ich war damals so stolz auf meine Texte, dass ich es sogar meinen Homies beim Ausgehen mit Textblatt vortrug.  In einem Alter, wo ein falscher Satz das Ende deiner Coolness bedeuten konnte.


Ans Mic steppen oder nicht? Zumindest aufschreiben!


Es muss so gegen 2003 gewesen sein als Roger & Cajus einen kleinen Gig im JUZ Atlantis in Pfaffenhofen, meiner Heimatstadt, spielten. Ich versteckte mich als heimlicher, größter Fan in Reihe drei und als die Beiden die Gäste zum Mitmachen bei der Freestyle Session aufforderten, drängten mich meine Freunde auf die Bühne. Aber ich hatte eine Blockade und zu viel Angst zu versagen. Blieb zerknirscht in Reihe 3 zurück. Zermürbt sah ich dann zu, wie Roger mit seiner hübschen Freundin im Arm das JUZ verließ und ich nur ein leises Servus herauspressen konnte.
Die Jahre vergingen und just als „Musikmaschine“ erschien, wendete ich mich mehr und mehr dem Alternative & Punkrock zu. Das Album war für mich eine Enttäuschung und ich sah mich bestätigt in meiner Entscheidung..

juice.de


 
Es dauerte dann bis „WIR“ , ehe ich wieder gehooked war. Zum bereits etablierten Aggro Rap fand ich nie Zugang, das war nicht mein Hip Hop. 
Das einzige was ich über die Jahre konstant konservierte, war die Lust am Schreiben. Für mich. Alleine. Als Verarbeitungsmaschine, als Hobby. Als geistiges Gegengewicht im studentischen Stumpfsinn.


Überraschenderweise ließ mich die Nachricht der Trennung letztes Jahr kalt. Ich zögerte sogar mir eine Karte zu kaufen. Dann war klar, dass auch gleichzeitig ein USA Urlaub stattfinden wird. Terminkollision. Aus. Kein Abschiedskonzert für mich.

Man könnte nun als Außenstehender interpretieren, dass ich gar kein Fan wäre. Selbst einige Freunde würden das behaupten.
Eine gute Zeit schätzt man immer erst dann, wenn sie vorbei ist. Und so dauerte es ein bisschen, bis ich das erkannte und bemerkte, dass um für mich im Reinen zu sein, das Thema der Auflösung von Blumentopf mit meiner besten Therapieform verarbeiten muss: dem Schreiben. 

Lieber TOPF,
seit die Pickel kamen und Clearasil versagte seid ihr für mich der Inbegriff von Coolness (oder besser: SWAG), absoluten Vorbilder, Referenzrahmen für passende Alltagsituation in Form von Zitaten 

„Ein echter Partylöwe lässt sich niemals von einer Warteschlange fressen“

Stets wundervoll untermalt von groovigen Beats und feinen Cuts, die Stimmungs- und Meinungsbildner meines Lebens.
Jetzt müsste ich eigentlich um #flysein zu können, noch was swaggy sagen aber sheesh – drauf geschissen, dieses Mal spring ich über meinen Schatten und würde auf die Bühne steppen und damals anno 2003 wie heute folgendes zu euch sagen:

Vielen Dank Männer! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen,  wie viel ihr einer suchenden Seele wie mir bedeutet. Wie viel Freude, Halt(ung), Orientierung und Esprit ihr meinen Leben gebracht habt. 


Früchte tragen können nur die Blüten, die verwelken.

von Michi Bär






Musik ist immer auch ein Erinnerungsmedium. Und höre ich Blumentopf, sind die ganzen schönen Erinnerungen meiner Jugend viel bunter und lebendiger. Danke.


 

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