Freitag, 4. September 2015

HeCTA - "The Diet"

Quelle: pitchfork.com

(ms) Wer am 15. August bei der Ritournelle in Bochums Jahrhunderthalle war, sah, dass dort als erster Liveact HeCTA zu sehen waren. Wer? Diese Frage scheint durchaus angemessen, denn HeCTA haben an diesem Abend im Pott ihren ersten Liveauftritt hinter sich gebracht. Wie, ein heißer Newcomer in der elektronischen Szene?! Schwer zu sagen. Ja und Nein.
Newcomer an sich sind es allesamt wirklich nicht. Jedoch schon in der Musiksphäre, in der sie sich jetzt bewegen. Denn Kurt Wagner, Scott Martin und Ryan Norris spielen seit Jahren in der Band Lambchop zusammen weltweit. Für diese Band, die nicht als Nebenprojekt bezeichnet werden möchte, haben sie sich Jeremy Ferguson dazu geholt, der die neuen Songs aufgenommen und produziert hat. Für alle, denen Lambchop nichts sagt: Die Herren aus Nashville spielen sonst sehr ruhigen und musikalisch ausgefuchsten Alternative Country und Folk.
Als sie allesamt die Bühne betreten haben, erzitterte die Halle voller Bass und Wumms. Keine Gitarren, keine zarten Arrangements. Nein, es bollerte aus den Boxen und war kurz vor der Grenze des Bass-aushaltbaren. Wagner stand vor einer kleinen Konsole, von der er ein paar Samples abspielte und sang dazu; dabei brüllte er einige Male ins Mikro, so wie man es von Lambchop-Auftritten nicht gewohnt ist. Dazu setzte immer wieder ein vorantreibender Beat ein, der durch weitere Synthie- und Keyboard-Sounds verfeinert und auf die Spitze getrieben wurde.


Als großer Lambchop-Fan kann ich hier nicht wirklich behaupten, dass es kein Nebenprojekt sei. Was soll es denn sein? So erfolgreich wird HeCTA wahrscheinlich nicht. Vielleicht ist es noch nicht mal was Ziel. Allem Anschein nach wollen sich alle Musiker in einer für sie nicht weiter erforschten Domäne erproben. Daher ist es ein klares Nebenprojekt.
Doch das Konzept ist ein anderes. In den 9 Songs auf "The Diet" versuchen sie Comedy und Stand-Up mit elektronischer Musik zu verbinden. Und das gelingt erstaunlich gut, wenn sie über Diäten und das Verlieren von Gewicht schwadronieren. Dabei ist der Klang auf Platte etwas harmloser als live, wobei man auch die Anlage aufdrehen kann. Dann knallt es auch ganz schön. Sie bewegen sich in allen Songs in unterschiedlichen Bereichen der Elektronik. Mal scheppert es, mal klingt es nach Modifikationen von Kraftwerk oder Loungemusik.
"Till Someone Gets Hurt" lädt schon zum tanzen ein, sehr catchy! Wüsste man den genauen Wortlaut, könnte man bei "Sympathy for the Auto Industry" glatt mitsingen. "Like You're Worth It" kommt eher melancholisch-ruhig daher. Auf "The Concept" (siehe Video) hört man einen Monolog, wahrscheinlich von Buddy Hackett, der übers Abnehmen sinniert. Verstehen tut man allerdings nicht so viel. Gerade bei dem Versuch aussagekräftige Texte mit elektronischen Beats zu versehen, hakt es etwas bei der Platte. Mindestens die Texte hätten beigefügt werden können. Dennoch kommt das rote Vinyl sehr schön daher!
Zu "The Diet" kann man wesentlich besser tanzen als zu Lambchop. Wer kann auch schon zu "2b2" tanzen?
HeCTA ist ein spannendes Projekt, was sicherlich nicht auf lange Zeit angelegt ist, sondern zum experimentieren gedacht war. Das ist mit einem frischen, teils aggressiven Klang sehr gut gelungen!

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