Donnerstag, 31. Januar 2013

Folk-Rock 2012: And the winner is... Dry The River aus East London


Foto: www.drytheriver.net
(lp) Wenn 2012 ein Musikgenre den sprichwörtlichen Ton angegeben hat, war es abseits des streitbaren Dubsteps ganz sicherlich der Folk-Rock. Was sich in den letzten Jahren bereits angedeutet hat, ist im letzten Jahr zu einem ausgewachsenen Tsunami geworden. Ein Tsunami, der vor allem von den allseits geschätzten Mumford & Sons befeuert wurde. Stand im September doch die lang erwartete Veröffentlichung ihres Zweitlings „Babel“ auf dem Zettel. Seines Zeichens, eines der am sehnsüchtigst erwarteten Alben des vergangenen Jahres. Der Erwartungsdruck war schier grenzenlos: Doch wie an Weihnachten, ist auch bei den Veröffentlichungen von vermeintlichen musikalischen Meisterwerken, das freudige Warten oft spannender als das Präsent an sich. Ohne einen Sturm der Entrüstung auslösen zu wollen, ebbten meine persönlichen Euphoriewellen nach dem ersten Eintauchen nicht gänzlich - aber dennoch deutlich - ab. Man könnte dies aber auch als Definition von „Jammern auf hohem Niveau“ ansehen. Nichtsdestotrotz wird mein Gerechtigkeitssinn immer wieder aufs Neue wachgerüttelt, wenn bei „Babel“ vom besten 2012er-Album des Genres gesprochen wird.

Zugegebenermaßen: Folk-Rock für mich eher das Ferienhaus in den Bergen, als ein wirkliches, dauerhaftes Zuhause. Doch wie das so ist, setzt selbst bei einem in die Tage gekommenen Lawinenhund das Gespür bei Außergewöhnlichem ein. Das verschüttete Opfer war in diesem Fall das bereits im März erschienene „Shallow Bed“ von Dry The River. Natürlich bleibt es unverzeihlich, dass dieses 2012er-Schmankerl euch so lange bei der luserlounge vorenthalten blieb. Doch ist die melancholische Schwere des Albums für die musikalische Untermalung der sonnenschwangeren Monate April bis September sicherlich weniger geeignet. So sind die fünf Mannen aus East London mit ihrem Prog-Rock angereicherten Folk doch eher der perfekte Soundtrack für heiße Getränke und kalte Nächte und dementsprechend der passende Deckel für den eisigen Topf „Winter“. Der Jahreszeit entsprechend und somit folgerichtig, erreichte das elf Tracks umfassende Debüt in den letzten Monaten nun endlich meine Playlist und in letzter Konsequenz auch mein Herz. Genau dorthin, wo Musik eben gelangt, wenn sie nicht vorher dem Skip-Button zum Opfer gefallen ist. Getragen vom genre-untypischen Falsettgesangs des gebürtigen Norwegers Peter Liddle gelingt jedem Stück auf „Shallow Bed“ der nahezu aussichtslose Spagat zwischen Kitsch und Verletzlichkeit.  Und so ist die größte Stärke von Dry The River die Homogenität ihres Erstlings, welche eine ganz und gar intime und gefühlsvolle Atmosphäre entstehen lässt. Die oft zitierte neue "Wegwerfmentalität" oder ein Überspringen einzelner Stücke scheint nahezu unmöglich. Die brachiale Sanftheit des Albums lässt sich dabei am besten in der Dynamik des abschließenden „Lion’s Den“ widerspiegeln, welches gleichzeitg die Blaupause für ein bombastisches Finale großer Festivalshows liefert. Trotz des selten gewordenen Phänomens eines durchgehend funktionierenden Albums, fehlen keineswegs die oft verlangten „Hits“. Besonders hervorzuheben sind hierbei die hymnenhaften „New Ceremony“, „Weight & Measures“ und „No Rest“, welches mit dem inbrünstig vorgetragenem „I loved you in the best way possible“ keine Fragen mehr offen lassen sollte.


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Foto: www.drytheriver.net
Demnach gilt es abschließend nur noch festzuhalten, dass seit Mitte Dezember „Shallow Bed“ ebenso als Akustikversion erhältlich ist und dass neben Mumford & Sons mindestens ein weiterer - wenn auch untypischer - Meister im Folk-Genre gefunden wurde. Bisherige Erfolge: Bestes Folk-Rock-Albums des Jahres 2012!






 






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